März 7, 2016

Aktivitäten

Online-Symposium „RRI in Crisis“ mit Prof. Roger Strand

Am 01.10. diskutierte die RRI Plattform in einem internen Symposium zum Thema „RRI in crisis“ mit dem Gastredner Prof. Roger Strand (Universität Bergen) über RRI in Krisenzeiten und RRI in der Krise.

Prof. Strand eröffnete das Symposium mit einem Impulsvortrag, in dem er die Frage aufwarf, ob sich RRI in einer Krise befinde oder ob RRI vielmehr eine Antwort auf eine Krise sei. Er sieht RRI nicht in der Krise, sondern vielmehr die Ursprünge von RRI in einem Diskurs von Wissenschaft in der Krise (RRI and crisis) eingebettet. Die Rolle von RRI, Wissenschaft ständig zu prüfen, basiert auf der historischen Kritik der Sozial- und später auch feministischen Wissenschaften an der Hegemonie des wirtschaftlichen und medizinischen Diskurses im Wissenschaftssystem. Gleichzeitig scheint die Ursprungsidee von RRI in Vergessenheit zu geraten: eine Antwort zu finden auf die Krise des Europäischen Wissenschaftssystems, die darauf aufbaut, dass die Auswirkungen von Wissenschaft, Technologien und Innovationen auf die Gesellschaft schwer abzuschätzen sind (Collingridge-Dilemma). Politisch scheint RRI an Bedeutung zu verlieren, nachdem es zwar Teil von Horizon 2020 war, allerdings zu wenig nachhaltigen Druck erzeugen konnte, sodass die nächsten politischen Schritte eher in Richtung schnell umsetzbarer Lösungen (technological quick fixes, Kreislaufwirtschaft, u.ä.) gehen. Außerdem tragen die letzte Finanz- und die aktuelle Corona-Krise dazu bei, das Konzept zugunsten hegemonialer Strukturen und Praktiken zu verwerfen. Am Ende wurde daher die Frage aufgeworfen, ob RRI ein Schönwetter-Konzept sei, welches man sich in Zeiten von Krisen „nicht leisten möchte“. Daran schließt sich die Fragen an, welche Bestandteile von RRI nachhaltig Bestand haben werden.

In der Diskussion wurde aufgebracht, dass RRI nicht nur kritisch gegenüber der Wissenschaft, sondern auch sich selbst gegenüber sein sollte und in den jeweiligen Kontext gesetzt werden muss. Gedanken über „De-growth“, soziale Gerechtigkeit oder der Umgang mit der aktuellen Pandemie bringen jeweils andere Herausforderungen und Schlüsse für Wissenschaft, Gesellschaft und Politik mit sich– was in einem Kontext als ethisch gilt, kann im anderen als unethisch bewertet werden.

Krisen können sich auf RRI nicht nur negativ auswirken, sondern eine Chance bieten, Dinge neu auszuhandeln z.B. durch die Erarbeitung von Policy-Empfehlungen in social labs gemeinsam mit den betroffenen Menschen (wie im Projekt NewhoRRIzon). Gleichzeitig kann die Covid-19 Krise selbst RRI auf den Prüfstand stellen, da zahlreiche ethische Fragen aufgeworfen werden (z.B. Wer wird zuerst geimpft?). Dabei geht es laut Prof. Strand weniger um die Suche nach einem „entweder-oder“ (nach Ulrich Beck), sondern vielmehr um eine Reflexion konstitutiver und regulierender Normen („und“); um RRI als ein alternatives Narrativ. Man will nicht die medizinische Wissenschaft als Ganzes kritisieren, sondern reflektieren und ethisch weiterentwickeln.

Die Diskutant*innen beurteilen die aktuelle Situation im Wissenschaftssystem mit ständigem Wettbewerbsdruck (z.B. bzgl. Publikationen) als nicht förderlich für RRI, da wenig Zeit für Reflektion bleibt und partizipative Ansätze wenig bis nicht honoriert werden. Daher braucht es einen Wandel hin zu einer wissenschaftlichen Praxis, die RRI nicht als Bürde, sondern als alltägliche Aufgabe sieht.

Die Meinungen zur Rolle von RRI waren in der Diskussion gespalten: soll RRI sich ausschließlich mit der kritischen Reflektion wissenschaftlicher Praxis auseinandersetzen und das aktive Eingreifen in gesellschaftliche Entwicklungen sozialen Bewegungen/NGOs überlassen? Oder soll RRI ein die Gesellschaft umspannendes Konstrukt sein, das auf Politikgestaltung und gesellschaftliches Leben einwirkt?

Einigkeit bestand darin, dass die einzelnen Dimensionen von RRI auch ohne das Label bestehen bleiben. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil, um das Wissenschaftssystem kritisch zu beleuchten. Im aktuellen globalen politischen Klima – in welchem das Wissenschaftssystem zunehmend unter Druck gerät und z.B. wissenschaftliche Fakten zum Klimawandel geleugnet werden, scheint es umso wichtiger, Wissenschaft als eine kritische Stimme gegen Populismus zu erhalten und einen Dialog mit den Menschen aufzubauen.


Abschluss der Use Case Studie „RRI im Forschungsfeld Betreuung“

Im Zuge der Kooperation zwischen der RRI Plattform und dem Netzwerk Altern wurde ein Anwendungsfall („Use Case“) erstellt, um zu klären in welcher Form sich darin Prinzipien von RRI in Forschung und Praxis umsetzen ließen.

Kurzfassung der Ergebnisse: Der Endbericht fasst die Erkenntnisse zusammen, die Mitglieder der RRI-Plattform Österreich über die Möglichkeiten und Grenzen der Realisierung von RRI (Responsible Research and Innovation) in einem der 24-Stunden-Betreuung gewidmeten Forschungsprojekt (24h QuAALity) gewannen. Die RRI-Plattform Österreich, vertreten durch ein achtköpfiges Team von Joanneum Research (JR), dem Institut für Höhere Studien (IHS), dem Zentrum für Soziale Innovation (ZSI), dem Interdisziplinären Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur (IFZ) und der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) der Universität Klagenfurt, organisierte 2019 in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Plattform für Interdisziplinäre Alternsfragen (ÖPIA) eine dreistufige Workshop-Reihe sowie begleitende Reflexionsmaßnahmen für Projektbeteiligte des Projekts 24h QuAALity. Dieses Projekt war nach Kontaktaufnahme und Informationstausch mit verschiedenen, potentiell an einem RRI-Use-Case interessierten Mitgliedern des Netzwerks Altern ausgesucht worden.
Insgesamt legen die Erkenntnisse nahe, dass RRI einen sinnvollen Beitrag zu ethisch sensiblen und sozial verträglichen Forschungsprozessen leisten kann, dies jedoch einen nicht zu unterschätzenden fortwährenden Einsatz aller Beteiligten inklusive zwischenzeitlicher Anpassung in der Ausrichtung des Projekts (adaptive change) und auch ausreichende finanzielle Ressourcen erfordert. Der für die Umsetzung des Use-Case gewählte methodologische Ansatz, die mit ÖPIA und dem Netzwerk Altern realisierte Kooperation und die breiter ausgelegte Informationskampagne im Anschluss an das Vorhaben (Kommunikation und Dissemination) lassen sich über das Netzwerk Altern hinaus auch auf andere Netzwerke und Forschungsfelder übertragen. Zum Endbericht


RRI Plattform veröffentlicht Policy Brief |31.01.2020

Der Policy Brief beschreibt den derzeitigen Status von RRI in Österreich, dessen Nutzen, sowie aktuelle Chancen und Herausforderungen. Ebenso werden notwendige Maßnahmen aus Sicht der RRI Plattform beleuchtet. Abrufbar hier


Präsentation der RRI Plattform beim Vernetzungstreffen zur FTI Strategie ǀ 6.11.2019 ǀ

In der Redaktionsgruppensitzung präsentierten Erich Griessler (IHS), Wolfgang Polt und Sybille Reidl (beide JOANNEUM RESEARCH) das Thema RRI und die Überlegungen der RRI Plattform zur FTI-Strategie (Strategie für Forschung, Technologie und Innovation in Österreich). Die Redaktionsgruppe ist für die Erstellung der FTI Strategie verantwortlich und beschäftigt sich in diesem Zusammenhang auch mit der Integration von Querschnittsthemen.

Im Anschluss an die Präsentation wurde eine mögliche Integration von RRI in die neue FTI Strategie diskutiert. Die Rückmeldungen und Reaktionen waren überwiegend positiv, es wurde Interesse an der Thematik bekundet. Möglicherweise kann sich die Plattform daher in Zukunft einbringen und einen Beitrag für die Integration von RRI in die FTI Strategie leisten.


Teilnahme RRI Plattform an 18. STS Conference, Graz ǀ 6.-7.5.2019 ǀ Hotel Weitzer Grieskai 12-14 8020 Graz

Session ‘Institutionalising Responsible Research and Innovation (RRI): structural change as a means to institutionalise RRI’

Im Rahmen der 18th Annual STS Conference Critical Issues in Science and Technology Studies wurde am 6. Mai 2019 von der RRI Plattform Österreich in Kooperation mit KollegInnen von der Corvinus Universität und der Universität Szeget eine interaktive Session zum Thema „Institutionalising Responsible Research and Innovation (RRI): structural change as a means to institutionalise RRI” organisiert. Mitglieder der Plattform diskutierten dort mit ca. 30 Teilnehmer*innen von Forschungseinrichtungen aus Belgien, Deutschland, Großbritannien, Norwegen, Polen, Umgarn und Indien anhand von Beispielen verschiedene Möglichkeiten der Institutionalisierung von RRI. Im Zentrum standen Fragen danach wie diese forciert werden können, welche Implikationen sich daraus für das Forschungs- und Innovationsystem ergeben und inwieweit sie mit strukturellen Veränderungen zusammenhängen. Die diskutierten Beispiele umfassten eine breite Vielfalt von Initiativen, die von der Integration von RRI in Lehraktivitäten, über innovative RRI-Experimente bis hin zu spezifischen Unterstützungsprogrammen reichten. Kurzzusammenfassungen zu den 12 Impulsreferaten können im Book of Abstracts nachgelesen werden, einzelne Beiträge werden als Artikel in den Konferenz-Proceedings im September 2019 veröffentlicht.


RRI Session, Graz

Die RRI Plattform hat bei der 17. STS Konferenz in Graz zwei Sessions zum Thema „Innovative support structures for the implementation of RRI inpractice“ gestaltet.

17th STS conference in Graz


Workshop
‘Responsible Research and Innovation in Practice’
Was bedeutet verantwortungsvolle Forschung und Innovation in der Praxis?
15.11.2017, 10.30- 18.00 Uhr
Hotel Weitzer, Grieskai 12-16, 8020 Graz


Positionspapier der RRI Plattform Österreich: Die RRI Plattform veröffentlichte ihr Positionspapier. Download


Workshop: Die Plattform RRI Österreich lädt am 12. Februar 2016 im Haus der Forschung, Sensengasse 1, zu einem Workshop, um gemeinsam über „Responsible Research and Innovation“ sowie Qualitätskriterien und Indikatoren zu diskutieren. Workshopinformation